Was bringt der neue WLAN-Standard Wi-Fi 6?
Blog| 31. Juli 2020 | Lesezeit: 3 Minuten
Wi-Fi 6 ist der neue WLAN-Standard 802.11ax, der 2019 verabschiedet wurde und der Nachfolger des Standards 802.11ac (Wi-Fi 5) ist.
Neue Bezeichnungen für WLAN
Die federführende Wi-Fi Allianz hat sich entschieden die WLAN-Standards weniger technokratisch, sondern verständlicher zu benennen. Beispielsweise ist «802.11ac» nicht eingängig und wurde deshalb oft einfach mit «ac», wie «ac WLAN» abgekürzt. Die bisherigen WLAN-Bezeichnungen wurden der Übersichtlichkeit halber auch durch die neuen Begriffe ersetzt. Der neue WLAN Standard 802.11ax wird so zu Wi-Fi 6. 802.11ac wird zu Wi-Fi 5 und 802.11n zu Wi-Fi 4. Die älteren Standards werden zu Wi-Fi 1 bis Wi-Fi 3. Sie sind aber kaum mehr anzutreffen und sind hier nur noch der Vollständigkeit halber aufgeführt.
Was bringt Wi-Fi 6 neu?
Neben diesen eher kosmetischen und sehr marketing-bezogenen Neuerungen bringt der Wechsel den Benutzern eine Vielzahl an Verbesserungen, die einen echten Mehrwert bringen.
Die Verbesserungen von Wi-Fi 6 in Kürze
- Schnelles und stabiles WLAN selbst bei vielen gleichzeitig aktiven Geräten
- Bis zu viermal höhere Datenraten
- Tiefere Latenz
- Optimierung der Datenübertragung auch im 2,4-GHz-Band
- Längere Akkulaufzeiten dank intelligenter Aufwachmechanismen
- Noch mehr Sicherheit dank WPA3
Hohe Datenraten
Zuvorderst steht natürlich die Geschwindigkeit. Beim neuen Standard beträgt die maximale Datenrate bis zu 10 Gbit/s. Im Vergleich dazu betrug die maximale Datenrate des Vorgängers nur 1,3 Gbit/s und resp. Wi-Fi 4 schaffte nur 150 bis 600 Mbit/s. In der Praxis werden solche Geschwindigkeiten kaum erreicht. Falls doch, dann nur auf kurze Distanzen und unter idealen Bedingungen. Nichtsdestotrotz wird der neue Standard eine enorme Geschwindigkeitssteigerung bringen.
Wi-Fi 6 verbessert die Latenz
Neben der Datenrate ist auch die Latenz ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Qualität einer Verbindung. Als Latenz (oft nicht ganz korrekt auch Ping genannt) bezeichnet man die Laufzeit eines Signals. Die Latenz wurde im Vergleich zu älteren Systemen deutlich verbessert. Das ist interessant für Gamer, die immer nach der tiefst möglichen Latenz schauen, aber auch für industrielle Anwendungen und IOT (Internet of Things). Wi-Fi 6 ist somit durchaus eine Alternative zu 5G.
Stabil bei hoher Netzauslastung
Insbesondere bei vielen sich im Netz konkurrenzierenden Geräten mit hohen Datendurchsätzen bietet Wi-Fi 6 eine deutlich höhere Stabilität für den einzelnen Benutzer.
Niedriger Stromverbrauch
Die neue Technik ermöglicht es, den Stromverbrauch von mobilen Geräten zu senken. Denn der neuste Standard verfügt über eine Aktivierungsfunktion, die sogenannte TWT (Target Wakeup Time). Diese ermöglicht es, dass Access Points mit den Clients individuell und unabhängig «aushandeln», in welchen Zeitabständen sie aufwachen und nach einer Verbindung suchen, um Datenpakete zu empfangen.
Verbesserte Verschlüsselung
Eine bessere Absicherung der übertragenen Daten bietet der neue Verschlüsselungsstandard WPA3.
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Die Technik hinter Wi-Fi 6
Die genannten Verbesserungen werden durch eine Vielzahl von Massnahmen erreicht.
OFDMA
Wi-Fi 6 benutzt die Technologie OFDMA (Orthogonal Frequency Division Multiple Access). Auf die Beschreibung des sehr komplexen Verfahrens verzichten wir hier. Es ist unter anderem für die geringere Latenz und stabilere WLAN-Verbindungen in dicht besiedelten WLANs verantwortlich.
1024 QAM
QAM steht für «Quadratur Amplituden Modulation». Dieses Modulationsverfahren kann die damit übertragenen Informationen mit jeder neuen Wi-Fi-Generation immer enger packen: Beim jüngsten Schritt von Wi-Fi 5 auf Wi-Fi 6 wird die Anzahl der Symbole von QAM-256 auf QAM-1024 vervierfacht. Dies sorgt bereits für eine fast 40-prozentige Steigerung des reinen Datendurchsatzes.
MU-MIMO
MU-MIMO steht für "Multiple User - Multiple Input, Multiple Output”. Damit kann eine bessere Nutzung der Router-Antennen erreicht werden. Der Router kann gleichzeitig mehrere Datenströme an verschiedene Geräte verteilen, was es möglich macht, Verzögerungen zu verringern und die Stabilität zu verbessern.
Frequenzen und Kanäle
Seit Veröffentlichung des Standards 802.11n (Wi-Fi 4) vor mittlerweile 10 Jahren sind Verbindungseigenschaften und Datenraten im 2.4-GHz-Frequenzband weitgehend gleichgeblieben. Neuerungen und wesentliche Verbesserungen gab es nur für das 5-GHz-Band.
Mit Wi-Fi 6 ändert sich das nun, denn Geräte, die lediglich auf 2.4 GHz Daten übertragen, profitieren davon enorm. Neben mehr Kapazitäten für viele gleichzeitige Verbindungen hat sich auch die Datenrate fast verdoppelt.
Wichtig ist das vor allem für ein immer grösser werdenden Zahl an Haushalts- und kleinen IOT-Zusatzgeräten mit integriertem WLAN (z .B. Smart Speaker, Staubsaugerroboter, Smart Watch), da diese häufig nur das 2,4-GHz-Band beherrschen. Wi-Fi 6 verfügt ausserdem über maximal 8 WLAN-Kanäle.
Kompatibel mit älteren Standards
Der neue WLAN-Standard ist abwärtskompatibel mit den älteren Standards. Es müssen also nicht gleich neue Geräte angeschafft werden. Ein Wi-Fi 6 Access Point oder Router versteht sich mit älteren Endgeräten und auch neue Smartphones mit Wi-Fi 6 funktionieren einwandfrei mit Wi-Fi 5 oder älteren Routern.
Henry Salzmann ist CISO und seit 2018 bei iWay. Der diplomierte Elektroingenieur begeistert sich für WLAN, TV, Telefonie und Sicherheit. Seine Steckenpferde sind Smart Home, Amateurfunk und Making.