Was Sie über Handy-Spionage wissen sollten
Blog| 24. Dezember 2024 | Lesezeit: 5 Minuten
Smartphones sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Umso wichtiger ist es, sich über die Risiken der Handy-Spionage im Klaren zu sein. Hier erhalten Sie vertiefte Einblicke in das Thema Handy-Sionage und erhalten wertvolle Tipps, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Was ist Handy-Spionage?
Unter Handy-Spionage versteht man im Allgemeinen die heimliche Überwachung eines Smartphones und das Sammeln von Daten daraus durch unbekannte und unbefugte Dritte. Dies kann durch spezielle Spionage-Apps, sogenannte Stalkerware oder Malware, erfolgen. Solche Apps können ohne Ihr Wissen installiert werden und bieten den Angreifern Zugriff auf eine Vielzahl unterschiedlicher Daten wie Ihren Standorten und Bewegungsverläufen, Nachrichten, Fotos, Filmen oder Browserdaten. Sogar Telefonate inklusive Videoanrufen können abgefangen werden, indem Mikrofon oder Kamera heimlich aktiviert werden.
Legales Abhören durch staatliche Behörden
Allerdings ist es in der Schweiz bestimmten Behörden unter strengen Voraussetzungen erlaubt, Handys von Privatpersonen abzuhören: Dazu gehören Strafverfolgungsbehörden wie Polizei und Staatsanwaltschaften. Diese dürfen Handys zur Aufklärung besonders schwerer Straftaten überwachen. Dieses Vorgehen erfordert aber eine richterliche Genehmigung. Darüber hinaus darf der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) in bestimmten Situationen Telefongespräche abhören, muss dafür aber auch eine Genehmigung einholen.
Der Dienst für die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (ÜPF) kann dann auf Antrag der Strafverfolgungsbehörden oder des NDB Überwachungsmassnahmen anordnen. Diese gesetzlichen Regelungen sollen einen Ausgleich zwischen effektiver Strafverfolgung und dem Schutz der Privatsphäre schaffen.
Wie funktioniert Handy-Spionage?
Privatpersonen hingegen dürfen grundsätzlich keine Gespräche ohne Einwilligung aller Beteiligten aufnehmen oder abhören. Es ist trotzdem möglich, dass jemand anderes als Sie auf Ihr Smartphone zugreift. Zumeist sind dies aber Menschen aus Ihrem engeren Umkreis. Denn solche Apps benötigen physischen Zugriff auf Ihr Gerät. Sie werden deshalb oft von Freunden, Bekannten oder Familienmitgliedern ohne Ihr Wissen installiert. Spionage-Apps laufen unbemerkt im Hintergrund. Sie tarnen sich als harmlose Anwendungen, wie etwa Diebstahls-Apps oder Kinder- und Frauenschutz-Apps.
Spionage-Apps senden die gesammelten Daten an den Angreifer, oft über eine dauerhafte Internetverbindung. Weil sie eine Vielzahl von Daten sammeln, können sie ein detailliertes Bild Ihrer Persönlichkeit und Ihres Benutzerverhaltens liefern.
Wie merke ich, dass ich ausspioniert werde?
Es gibt mehrere Anzeichen, die darauf hindeuten könnten, dass Ihr Smartphone ausspioniert wird:
- Gestiegener Datenverbrauch: Spionage-Apps benötigen eine dauerhafte Internetverbindung, was zu einem erhöhten Datenverbrauch führen kann.
- Erhöhtes Detailwissen: Wenn andere Personen ungewöhnlich viele Details über Ihr Leben wissen, könnte dies ein Indikator für Handy-Spionage sein.
- Geräusche beim Telefonieren: Hintergrundgeräusche während des Telefonierens könnten darauf hinweisen, dass Gespräche aufgezeichnet werden.
- Unbekannte installierte Apps: Wenn Sie Apps auf Ihrem Smartphone haben, die Sie nicht kennen, ist besondere Vorsicht geboten.
- Gesunkene Akkuleistung und langsame Prozesse: Spionage-Apps können vermehrt Ressourcen verbrauchen und damit zu einer schlechteren Geräteleistung führen.
- Handy erhitzt sich: Durch die gestiegene Akkuleistung kann es vorkommen, dass sich Ihr Handy stärker als normal erhitzt. Der Grund ist, dass sie ständig Daten verarbeiten und deshalb mehr Energie verbrauchen.
- Ungewöhnliche Aktivitäten in mit dem Handy verknüpften Konten: Wenn unerwartet Logins auf Facebook, Google oder anderen Online-Konten auftreten, kann es sein, dass sich jemand Zugriff auf Ihr Smartphone verschafft hat, um Ihre Aktivitäten nachzuvollziehen.
- Plötzliches Einschalten des Displays: Wenn sich Ihr Display ohne Ihr Zutun einschaltet, kann es sein, dass jemand versucht, das Gerät zu benutzen oder zu überwachen.
- Seltsame Autokorrekturen: Wenn sich plötzlich die Autokorrektur nicht wunschgemäss verhält, hat womöglich jemand eine Keylogging-Software installiert, die Ihre Tastenanschläge überwacht oder Eingaben stört.
10 Tipps, um herauszufinden, ob Ihr Handy ausspioniert
Um herauszufinden, ob tatsächlich jemand mithört, können Sie folgendes tun:
- Überprüfen Sie die installierten Apps auf unbekannte oder verdächtige Programme.
- Entfernen Sie verdächtige Apps
- Achten Sie auf ungewöhnlich hohen Akkuverbrauch.
- Achten Sie auf ungewöhnliche Schwankungen im Datenverbrauch, die nicht zu Ihrem Nutzerverhalten passen.
- Prüfen Sie die Berechtigungen Ihrer Apps, insbesondere für Mikrofon und Kamera.
- Vorsichte vor Phishing und Co: Klicken Sie nicht auf Nachrichten oder Links von verdächtigen Absendern.
- Benutzen Sie Sicherheitssoftware: Installieren Sie einen Virenscanner, der auf Anzeichen von Malware und Spyware hinweist.
- Verwenden Sie starke Passwörter, PINs, Zwei- oder Mehrfaktorauthentifizierungen bei Logins und nutzen Sie Fingerabdruck oder Gesichts-Scan, um Ihr Gerät zu entsperren.
- Nutzern Sie VPN, vor allem in öffentlichen WLAN, um ihre Datenverbindungen zu verschlüsseln.
- Schränken Sie die Datenschutz-Einstellungen möglichst ein, um den Datentausch mit Dritten möglichst gering zu halten.
Tools, um Spyware und Co. zu erkennen und zu entfernen
Es gibt Tools, die Ihnen helfen können, Handy-Spionage zu erkennen. Einige davon sind kostenlos oder offerieren eine kostenlose Testphase mit grundlegenden Funktionen.
- Kaspersky Internet Security für Android kann auch in der kostenlosen Version, kann alle Arten von Viren und Malware, einschliesslich Stalkerware und Spyware, erkennen und warnen. Es analysiert den Internetverkehr und warnt vor verdächtigen Aktivitäten. Das Produkt ist nicht für iOS verfügbar. Aber die Kaspersky Security Cloud bietet eine Alternative, die auf den spezifischen Anforderungen und Sicherheitsbedenken von iPhone-Nutzern basiert. Es überprüft Sicherheitseinstellungen, gibt Empfehlungen und schützt vor Tracking durch Werbetreibende.
- Avast One ist eine beliebte Sicherheits-Software, die eine einfache Möglichkeit bietet, Android-Smartphones und iPhones (ab iOS 13.0) auf Spyware zu scannen, versteckte Malware zu entfernen – inklusive integriertem VPN.
- Tinycheck erfordert etwas technisches Know-how, da es auf einem separaten Gerät wie einem Raspberry Pi installiert werden muss. Tinycheck analysiert den gesamten Internetverkehr und benachrichtigt Sie, wenn Ihr Smartphone Daten an bekannte Spyware-Server sendet. Das Tool identifiziert auch versteckte Spionage-Software.
Ausserdem gibt es zahlreiche Spyware-Entfernungstools im Google Play Store und anderen Plattformen. Passen Sie aber auf, dass Sie wirklich nur vertrauenswürdige Apps mit guten Bewertungen (auch von innerhalb der Sicherheitsbranche) herunterladen. Denn viele gefälschte Anwendungen können selbst Malware enthalten.
Abhören für Werbezwecke nicht nötig
Theoretisch ist es möglich, dass Ihr Smartphone auch von anderen als Personen aus Ihrem näheren Umkreis abgehört wird. Jedoch wäre dies in der Praxis äusserst ineffizient. Tech-Konzerne sammeln ohnehin sehr viele Daten über uns, indem sie unsere Online-Aktivitäten tracken und wir dies durch das Akzeptieren ihrer Nutzungsbedingungen zulassen. Denn Algorithmen und künstliche Intelligenz ermöglichen es, unser Online-Verhalten im Detail zu analysieren. Dazu ist ein physisches Abhören nicht wirklich nötig und zielführend.
Insgesamt gibt es keine klaren Beweise dafür, dass grosse Tech-Konzerne oder Nachrichtendienste systematisch Smartphones abhören. Die personalisierte Werbung, die oft den Eindruck erweckt, dass man abgehört wird, basiert hauptsächlich auf der Analyse von Online-Verhalten und den freiwillig bereitgestellten Daten.
Machen Sie den Abhörtest
Noch nicht überzeugt? Wenn Sie ganz sicher sein wollen, ob tatsächlich niemand auf ihrem Handy mithört, gibt es einen einfachen Test: Nehmen Sie einen Suchbegriff, der absolut nicht zu ihrer Persönlichkeit, Ihren Interessen oder Gewohnheiten passt. Am besten wählen Sie einen Begriff für eine Sache, die man auch online kaufen kann. Sprechen Sie dann regelmässig in Hörweite des Handys darüber – mit Freunden und Bekannten – und tun Sie dabei so, als ob Sie sich tatsächlich dafür interessieren. Surfen Sie dann aber nicht zu dem Thema, sondern sprechen Sie nur darüber.
Wenn nach ein paar Tagen plötzlich Werbeanzeigen auftauchen dazu, dann wäre das ein Hinweis, dass ein Konzern mithört. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Sie eben keine Werbeanzeigen von einer exotischen Sache erhalten werden, für die Sie sich überhaupt nicht interessieren.
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Markus Häfliger ist PR-Fachmann und schreibt seit 2018 für iWay. Als ehemaliger IT-Journalist liest er sich in jedes Thema ein. Ihn fasziniert, wie IT unser Leben durchdringt und stets spannend bleibt.